• Titelbild Textvorstellung Nils Steffen: "Neuland" Social Media? Neue Quellen für die Geschichtswissenschaft.
  • In seinem Aufsatz greift unser Projektkoordinator Nils das Projekt @ichbinsophiescholl und die Rolle der universitären Geschichtswissenschaft in den Diskussionen über das Projekt auf. Dabei thematisiert er: erstens: inwiefern soziale Medien für viele Historiker*innen noch einen unerschlossenen Bereich darstellen. zweitens: wie das Beispiel @ichbinsophiescholl diese fachliche Lücke aufgezeigt hat und drittens: wie sich Geschichte als vergangenheitsbezogener Identitätsdiskurs selbst als soziales Medium verstehen lässt und Social-Media-Plattformen zu einem Kommunikationslabor werden. Basierend auf seinen Überlegungen spricht er sich dafür aus, Social-Media-Beiträge als Quellen gegenwärtiger und zukünftiger Forschung ernst zu nehmen.
  • Dem gegenüber stehen kritische Perspektiven. Die Kritik [an @ichbinsophiescholl] ist in der Sache in weiten Teilen berechtigt, wie andere Beiträge dieses Bandes zeigen. Die Vehemenz der Kritik in den Feuilletons und aus den Reihen der Wissenschaft zeigt meiner Ansicht nach eher die Verunsicherung, die durch den scheinbar plötzlichen Erfolg in einem in diesen Kreisen bislang kaum beachteten Medium entstand.
  • Vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass @ichbinsophiescholl ein experimentelles Kommunikationslabor ist: Sophie Scholl wird via Schauspielerin Luna Wedler im Stil einer modernen Content Creatorin auf Instagram inszeniert. Mit direkter Ansprache der Nutzer*innen, vermeintlichen Einblicken in das Privatleben und Empfinden der inszenierten Sophie Scholl, der Präsentation politischer Ziele gegen den Nationalsozialismus und einem aktiven Community Management in den Kommentaren werden Elemente des Influencermarketings genutzt, um Reichweite und nachhaltige Bindung zu generieren. Die digitale Sophie Scholl wird zur nahbaren Widerstandsinfluencerin im historischen Kostüm stilisiert.
  • Unser Projektleiter Christian kommt in seinem Aufsatz im Sammelband ebenfalls zu @ichbinsophiescholl zu Wort. Ausgehend von inner- und außeruniversitären Debatten um das Projekt reflektiert er erstens: ... die an das Projekt gestellten Erwartungen, zweitens: ... das vom Projekt angestrebte Ziel des “Nacherlebens” der Vergangenheit und dessen Problematik und drittens: ... die aus den Debatten entstehenden Fragen nach geschichtswissenschaftlichen und -didaktischen Erwartungshaltungen an und Verantwortlichkeiten von geschichtsdarstellenden Social-Media-Projekten.
  • Geschichte wird entkontextualisiert, emotionalisiert und fiktional angereichert dargeboten. Was also tun? Geschichtswissenschaft, Geschichtsdidaktik, Public History und historisch-politische Bildung sollten tatsächlich – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – in diesem Feld aktiv werden und Antworten auf die Fragen finden, in welchen Formen Geschichte auf Social Media stattfindet und wie die jeweiligen medialen, ästhetischen, diskursiven und narrativen Spezifika die dort angebotenen geschichtsbezogenen Darstellungen prägen und mit welchen Analysekategorien Geschichte auf Social Media angemessen analysiert und bewertet werden kann.
  • Angesichts der anzunehmenden Herausforderungen durch Text- und Bildbearbeitung und -generierung durch Künstliche Intelligenz werden alle Beteiligten in Medien, Wissenschaft und Bildung zukünftig mit Fragen nach Authentizität konfrontiert sein, die gegenwärtig noch gar nicht abzusehen sind. Die kreative Nutzung von medialen Plattformen und Programmen zur Mediengestaltung dürfte dabei eine große Rolle spielen, der kritische und reflektierte Umgang mit den geschichtskulturellen Produkten von der Planung über die Gestaltung bis hin zur Rezeption aber ebenfalls. Vielleicht kam die Diskussion um den Instagram-Account @ichbinsophiescholl in der Retrospektive genau zur richtigen Zeit, um sich gemeinsam für die Herausforderungen der Erinnerungs- und Geschichtskultur von morgen aufzustellen.

socmedhistory

Erstellt am 19/12/2023 auf Instagram
Vor einigen Wochen haben wir euch bereits den Sammelband “@ ichbinsophiescholl. Darstellungen und Diskussionen von Geschichte in sozialen Medien” von unserer WiMi Mia und Christian Kuchler vorgestellt.

In diesem Post wollen wir auf zwei darin enthaltene Beiträge von Projektkoordinator Nils und Projektleiter Christian eingehen. 🎉

Ausgehend von den Debatten um die Darstellung von Instagram-Sophie Scholl, diskutiert Nils in seinem Beitrag” “»Neuland« Social Media? Neue Quellen für die Geschichtswissenschaft” , inwiefern und aus welchen Gründen die deutsche Geschichtswissenschaft bei der Arbeit mit und über soziale Medien in Rückstand geraten ist. Er zeigt demgegenüber auf, warum die Geschichtswissenschaft soziale Medien als Quelle gegenwärtiger und zukünftiger Forschung ernster nehmen muss. Geschichte wird bei Nils selbst zum sozialen Medium, wobei Social-Media-Plattformen als Kommunikationslabor fungieren.

In seinem Beitrag “»Wer anfängt sich kreativ erinnern zu wollen, der kann sich auch gleich alternativ erinnern.« ichbinsophiescholl, Jan Böhmermanns Bewertung und die Aufgaben akademischer Public History” diskutiert Christian außeruniversitäre Reaktionen auf das Projekt und reflektiert, welche Erwartungen und Verantwortlichkeiten für den Umgang mit Geschichtsdarstellungen in sozialen Medien sich daraus ergeben.

Den Link zum Sammelband findet ihr in unserer Bio❗

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