21. Januar 2021
Hamburg/Bochum, 21. Januar 2021. Die sozialen Medien sind Teil der Geschichte – und die Nutzerinnen und Nutzer können das jetzt im Verbundprojekt „SocialMediaHistory. Geschichte auf Instagram und TikTok“ der Universitäten Hamburg und Bochum mit erforschen. Das Citizen-Science-Vorhaben startet im März 2021 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 600.000 Euro gefördert.
Geschichte findet in der Gegenwart statt – auch und gerade in den sozialen Medien. Vergangenes wird dargestellt und diskutiert, eingeordnet und neu gedeutet. Und das nicht nur auf speziellen Accounts zum Thema Geschichte oder an Gedenktagen, sondern jeden Tag auf verschiedene Weise.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Arbeitsfelds Public History an der Universität Hamburg und der Geschichtsdidaktik an der Ruhr-Universität Bochum wollen daher in den kommenden drei Jahren gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern erforschen, wie Geschichte auf den viel genutzten Social-Media-Plattformen Instagram und TikTok erzählt wird. Ziel ist es, multiperspektivische und faktenbasierte Geschichtserzählungen sowie eine kritisch-reflexive Teilhabe an Geschichtsdiskursen in sozialen Medien zu ermöglichen und zu fördern.
„Es handelt sich nicht um ein klassisches Forschungsprojekt, bei dem Forscherinnen und Forscher unter sich mehrere Jahre analysieren, diskutieren und publizieren“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Thorsten Logge, Juniorprofessor für Public History in Hamburg. „In diesem Projekt arbeiten wir mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern zusammen, lernen miteinander und voneinander – und das auf Augenhöhe.“
Dabei werden gemeinsam Analysewerkzeuge entwickelt, um verschiedene Geschichtsdarstellungen interpretieren und auch Fakten von Fake News unterscheiden zu können. „Wir möchten zugleich aber einen Raum für die aktive Teilhabe schaffen. Gemeinsam wollen wir verschiedene Darstellungspraktiken auf Instagram und TikTok erproben“, so Prof. Dr. Christian Bunnenberg, Juniorprofessor für die Didaktik der Geschichte in Bochum.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das innovative Vorhaben für drei Jahre mit rund 600.000 Euro. Es ist eines von 15 Projekten in der Förderlinie „Bürgerforschung – Wissenschaft für alle“. Das Projekt, das an der Universität Hamburg koordiniert wird, startet im März. Ein Aufruf zur Beteiligung wird im Sommer 2021 erfolgen. Der gemeinsame Forschungsprozess wird dann begleitet und angeleitet durch „Kulturpixel e.V.“, einen Verein, dessen Trainerinnen und Trainer sich bundesweit mit Workshops zu Diversitätsfragen, Antirassismus-Trainings und Fachvorträgen für gesellschaftliche Vielfalt und die Gestaltung demokratischer Prozesse einsetzen.
Die Förderung und Verankerung von Citizen-Science-Projekten in der Forschung ist auch ein wichtiger Aspekt in der Transferstrategie der Exzellenzuniversität Hamburg. In ihrem Konzept der „Flagship University“, mit der die Universität 2019 beim Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder erfolgreich war, ist der Transfer eine der fünf Leistungsdimensionen. Zu den zahlreichen geplanten Maßnahmen zählt auch der Ausbau des Bereichs „Ko-Kreative Forschung“ und der Einbeziehung der Gesellschaft in die Forschungsprozesse.