• Titelbild: Herausforderungen von social Media Archivierung. "Das Internet vergisst nie" - eine Herausforderung für Historiker*innen.
  • Einige Zaheln: Der #UkraineWar wurde auf Instagram bereits über 875.000 mal verwendet. Der selbe Hashtag wurde auf TikTok über 5 Milliarden Mal aufgerufen. Unter #IranProtests lassen sich auf Instagram über 620.000 Beiträge finden. Auf TikTok wurde der Hashtag 225 Millionen Mal aufgerufen. Videos unter #Covid19 wurden dort 109 Milliarden Mal aufgerufen. 2020 twitterte Donald Trump beinahe 11.000 Mal. Der #RomanEmpire wurde auf TikTok 2 Milliarden Mal aufgerufen, Videos unter dem #MilitaryHistory über 1 Milliarde Mal. #GermanHistory sammelte bisher über 220 Millionen Aufrufe.
  • Historische wie tagesaktuelle Ereignisse, Persönlichkeiten und Fragen werden von unzähligen Akteur*innen in sozialen Medien diskutiert. Dabei entsteht Quellenmaterial, das der historischen Forschung in Gegenwart und Zukunft nie dagewesene Einblicke in politische und erinnerungskulturelle Diskurse ermöglichen kann. so sagt Malte Thießen: "Soziale Medien sind [...] ein Impuls für eine neue Schriftlichkeit. Tweets auf Twitter oder Posts auf Instagram und Facebook zu politischen Themen und Debatten haben eine genuine Qualität. Sie verwandeln den Stammtisch, das Straßengespräch, den spontanen Austausch beim Bäcker – und damit Äußerungen, die wir früher fast nie überliefert bekamen – in schriftliche Quellen. Im analogen Zeitalter brauchte es dafür noch sehr viel größeren Aufwand. [...] Soziale Medien sind daher ein Schlüssel, der uns alltägliche Aushandlungsprozesse besser als je zuvor aufschließt und für Forschungen nutzbar macht."
  • Dennoch erfolgt eine Archivierung – etwa durch die Plattforminhaber – nicht flächendeckend. Historiker*innen und Archivar*innen stehen gegenwärtig und in Zukunft vor erheblichen ethischen, rechtlichen, methodischen und pragmatischen Herausforderungen. Unzählige potenzielle Quellen drohen verloren zu gehen. Auch hierzu Malte Thiesen: "Digitalität schafft ein Überlieferungsproblem, dass sich nicht zuletzt beim Thema Webseiten und Social Media bemerkbar macht. Das Problem besteht nicht nur darin, dass das Netz sehr schnell und sehr viel vergisst – mitunter sogar schneller und mehr als im analogen Zeitalter. Ein weiteres Problem besteht darin, dass digitale Überlieferung von uns ein neues Verständnis von Quellen sowie engere Kooperationen zwischen Archiven und Zeithistoriker:innen erfordert. [...] Der Bedarf nach einer systematischen Archivierung von Webseiten und Social Media ist also nicht nur eine Folge des digitalen Wandels. Sie ist ebenso eine Voraussetzung dafür, dass wir die digitale Transformation unserer Gesellschaften besser nachvollziehen können."
  • Abschließend muss gesagt werden, dass Trotz der vielen Schwierigkeiten zahlreiche Initiativen und Projekte existieren, die Social-Media-Daten zu bestimmten Themen archivieren und der Forschung zur Verfügung stellen, zum Beispiel: Die Russia’s War on Ukraine Collection des Ukraine Research Institute, das unter anderem Videos und Social-Media-Posts von Organisationen und lokalen Medien sammelt oder Das Telegram Archive of the War des Center for Urban History Lviv, das Telegram-Nachrichten und audiovisuellen Content zum Krieg sammelt, außerdem nochDas Instagram Projekt @ichbinsophiescholl, das seine Inhalte, Kommentare und Analytics speichert und die auf Antrag genutzt werden können.

socmedhistory

Erstellt am 24/10/2023 auf Instagram
Social Media ist seit Langem ein zentraler Diskursort, an dem ein maßgeblicher Teil gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse stattfindet. Das betrifft die Deutung historischer sowie aktueller Ereignisse, Personen und Fragen. Beide Ebenen sind für Public History und historische Forschung von großer Bedeutung: Social Media ermöglicht Einblicke in heutige erinnerungskulturelle Diskurse, dient schon jetzt in der zeitgeschichtlichen Forschung als Quellenmaterial und auch zukünftige Historiker*innen werden ohne die Betrachtung von Social Media nur schwer auskommen. Die Geschichte der Präsidentschaft Donald Trumps, der Proteste im Iran oder der Covid 19-Pandemie werden sich ohne die Betrachtung von twitter, TikTok und Instagram wohl nur unvollständig erzählen lassen.

Trotz der Wichtigkeit von Social-Media-Daten für die Forschung, auch außerhalb der Geschichtswissenschaft, erfolgt eine Archivierung nicht flächendeckend – es droht der Verlust vieler wichtiger Quellen. Diese Situation ist auch der vielen ungeklärten pragmatischen, rechtlichen, ethischen und technischen Fragen geschuldet:

❓ Welche Daten können, dürfen und müssen archiviert werden?

❓ Wer ist für die Archivierung welcher Daten zuständig?

❓ Wie können bei der Archivierung und der Nutzung von Social-Media-Daten Datenschutz und Persönlichkeitsrechte eingehalten werden?

❓ Welche Kompetenzen müssen Historiker*innen entwickeln, um effektiv mit Social-Media-Daten arbeiten zu können?

Trotz der zahlreichen Schwierigkeiten gibt es bereits viele Initiativen, die sich die Archivierung und Nutzbarmachung von Social Media zum Ziel gesetzt haben.

Genaueres zu den zu klärenden rechtlichen Fragen erzählen wir euch diesen Donnerstag❗

Kennt ihr Initiativen, die Social Media archivieren? Welche sind das? Kommentiert sie gerne!
!B
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